Erste Ergebnisse des Streuobstwiesenkatasters liegen vor

Im Jahr 2021 haben wir ein Onlinekataster für die Streuobstwiesen im Landkreis Görlitz aufgebaut, auf Grundlage der vorliegenden Daten des Landkreises. Diese umfassten die Daten von ca. 1.800 Flächen im Landkreis. Neben Lage und Größe der Flächen existierten kaum Angaben zu den einzelnen Streuobstwiesen. Uns hat interessiert, wie viele Wiesen und Streuobstbäume es tatsächlich gibt und wie der aktuelle Zustand der Flächen und deren Zusammensetzung in Bezug auf Altersstruktur und Obstarten ist. Zu diesem Zwecke haben wir seit 2022 zahlreiche der Wiesen besucht bzw. fehlende Wiesen ergänzt. Besonders im Jahr 2023 haben die Mitarbeitenden der Oberlausitz-Stiftung, Julia Sikora, Lisa Lahr und Georg Kolpe, gezielt über 900 Streuobstwiesen im Landkreis angefahren, anhand von standardisierten Fragekatalogen kartiert und meist mit Fotos dokumentiert. Schwerpunkt waren hier die Flächen nördlich der Linie Eichen-Schönbach-Großschweidnitz-Ostritz, die nahezu vollständig erfasst wurden. Die verbleibenden ca. 780 Flächen werden voraussichtlich im Laufe des Jahres 2024 durch Frau Heidi Noack und die anderen Mitarbeiter/-innen des Kompetenzzentrums kartiert.

Da uns nicht nur die reinen Zahlen interessieren, sondern auch die Zusammenhänge, haben wir in Kooperation mit dem Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und Studierenden des Studiengangs der internationalen Masterstudiengänge „Biodiversity and Collection Management“ und „Ecosystem Services“ am Internationalen Hochschulinstitut Zittau die Daten ausgewertet.

Die hier vorgestellten ersten Ergebnisse sind noch vorläufig und können sich noch verändern, da die Flächen im Süden des Landkreises einen anderen Zustand und eine andere Zusammensetzung aufweisen können. Dennoch geben sie schon mal einige erste interessante Einblicke und Tendenzen über den Zustand unserer regionalen Streuobstwiesen.

Das Kataster umfasst derzeit 1.547 Streuobstwiesen im Landkreis Görlitz mit einer Gesamtfläche von 549 ha. Für 753 Streuobstbestände, davon 675 flächige Streuobstwiesen und 78 Obstbaumalleen, lagen im Dezember 2023 ausreichend Angaben durch die Kartierungen vor um diese auszuwerten. Knapp 75 % der Flächen werden von Apfelbäumen dominiert mit rund 42 % Anteil der ca. 22.500 im Rahmen des Projektes kartierten Bäume. Nach Äpfeln waren Süßkirschen (ca. 22 %), Birnen (ca. 12 %) und Pflaumenartige (ca. 10 %) die häufigsten Obstbäume im Landkreis, während andere Obstarten kaum einen nennenswerten Anteil haben. Die durchschnittliche Streuobstwiese hat eine Fläche von ca. 3.500 m2 und weist im Schnitt ca. 27 Bäume mit ca. vier verschiedenen Obstarten auf. Streuobstalleen weisen meist mehr als 50 Bäume auf und sind mit durchschnittlich zwei verschiedenen Obstarten (meist Apfel, Birne) etwas artenärmer.

Zustand der Flächen

Jede zehnte Wiese zeigt leichte bis starke Anzeichen für Brache, also deutlichen Aufwuchs von Sträuchern und/oder Bäumen. Bei rund 40 % der Wiesen benötigen der Großteil der Bäume dringend einen Baumschnitt bzw. eine Altbaumsanierung und bei ca. 8 % gibt es beim Großteil der Bäume Probleme bei der Stabilität, was z. B. bei Sturmereignissen zu schweren Bruchschäden führen kann. Insgesamt zeigen ca. 60 % der Streuobstflächen einen schlechten Zustand, ca. 40 % einen guten Zustand. Streuobstwiesen sind im Vergleich zu Obstbaumalleen tendenziell in einem besseren Zustand. Auf 88 Flächen konnte bisher die Laubholz-Mistel festgestellt werden. Im Landkreis hat sie den Schwerpunkt im Westen des Landkreises von Weißenberg bis Umgebung Löbau, über Königshainer Berge und der Talsperre Quitzdorf. An knapp 90 % der an landwirtschaftliche Flächen angrenzenden Obstbaumalleen wird bis weniger als 3 m zur Stammmitte heranbewirtschaftet bzw. auch gepflügt.

Alterszusammensetzung

Der Großteil der Bäume befindet sich in der Alters- oder Abgangsphase, dicht gefolgt von Bäumen in der Ertragsphase. Den geringsten Anteil machen die Bäume im Jugendstadium aus. Rund jede zehnte Wiese weist ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Altbestand, Ertragsbäumen und Nachpflanzungen auf. Birnen werden am häufigsten nachgepflanzt, gefolgt von Äpfeln. Süßkirschen dagegen sind stark überaltert und werden wenig nachgepflanzt, gefolgt von Pflaumen/Zwetschgen. Die Alterszusammensetzung bei Obstalleen ist im Vergleich zu Streuobstwiesen deutlich ausgeglichener als bei flächigen Streuobstwiesen.

Fazit

Die bisherigen Ergebnisse sind zwar nicht überraschend, aber sie zeigen ein Bild, dass die Qualität der Pflege und Verjüngung der Streuobstbestände im Landkreis noch große Unterschiede aufweisen. Daher wollen wir gezielt dieses Jahr Flächenbesitzer/-innen über die hiesigen Förderangebote zu informieren.