Streuobstwiesenkonferenz „Streuobstwiesen im Klimawandel – Herausforderungen und Lösungen“
Am 6. und 7. Mai 2022 fand im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal die erste Streuobstwiesenkonferenz zum Thema „Streuobstwiesen im Klimawandel – Herausforderungen und Lösungen“ statt. Über 70 Teilnehmer/-innen aus der Region und weiten Teilen Deutschlands, davon acht Fachreferenten, Streuobstwiesenbesitzer/-innen und Streuobst-Interessierte, trafen sich zum zweitägigen Erfahrungsaustausch auf dem Klostergelände. Diskutiert wurden u. a. regionale Klimainformationen und -prognosen sowie Herausforderungen des Klimawandels, die an Streuobstwiesen hinsichtlich des Schädlingsbefalls, der Bodenfruchtbarkeit, der Wasser- und Nährstoffversorgung, der Pflanzung und Pflege sowie der Sortenzüchtung zunehmend gestellt werden.
Das Rahmenprogramm der Veranstaltung sah neben Fachvorträgen zum Konferenzthema auch einen Besuch im sogenannten Obstsortengarten der Oberlausitz vor. Auf der Streuobstwiese in Leuba/Ostritz fanden Führungen durch Fachleute statt, die neben theoretischen Erkenntnissen auch praktische Einblicke in die Thematik ermöglichten.
Mit der Streuobstwiesenkonferenz, die durch erkenntnisreiche Fachvorträge, spannende Diskussionsrunden und nicht zuletzt durch ein buntes und vielseitig-interessiertes Publikum überzeugte, gelang der Austausch zwischen Laien und Fachexperten. Die Veranstaltung lieferte aufschlussreiche Erkenntnisse zu den Klimaentwicklungen im Landkreis Görlitz, deren Auswirkungen auf Streuobstwiesen in der Region und zu möglichen Lösungsansätzen, wie Streuobstwiesen trotz Klimawandel weiter gesund und vital bestehen können.
Laut Prognosen des Regionalen Klimainformationssystems für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (ReKIS) wird die Jahresdurchschnittstemperatur z. B. in Ostritz bis zum Jahr 2050 um 2,6 °C ansteigen. Hierdurch wird es eine starke Zunahme von heißen Tagen und sommerlicher Hitze geben. Dauerfrost sowie Kälteperioden werden hingegen deutlich abnehmen. Hitzesommer wie 2019 werden in 30 Jahren wohl die Normalität sein. Die Niederschläge werden bis 2050 ähnlich hoch bleiben, sich über das Jahr allerdings in Ostritz anders verteilen: Im Sommer nehmen sie ab und im Winter zu. Auch Trockenheitsperioden im Sommer und Erosion trockener Böden werden zunehmen.
Diese Bedingungen stellen nicht nur den Menschen und die Landwirtschaft vor Herausforderungen, auch die Natur und Kulturlandschaften, wie die artenreichen Streuobstwiesen, sind bedroht. Neben Trockenheit und Hitze machen den Obstbäumen auch kurze und milde Winter zu schaffen. Die Bäume treiben im Frühjahr zu früh aus und können dann durch Spätfrost Schäden erleiden. Außerdem nehmen Schädlinge und Krankheiten zu. Diese können sich länger und besser vermehren und finden geschwächte Bäume vor. All das stellt die bestehenden und künftigen Streuobstwiesen vor neue Herausforderungen.
Um diese zu meistern, haben die Referenten folgende Vorschläge gemacht: Streuobstwiesen müssen gut gepflegt werden. Die Grundlage für einen gesunden Baum, der auch Schädlingen und dem Klimawandel trotzen kann, bildet eine ausreichende Nährstoff- und Wasserversorgung.
Ein humusreicher und biologisch aktiver Boden speichert besser Wasser, lässt Niederschläge besser versickern, versorgt den Baum mit Nährstoffen, birgt ein reiches Bodenleben und speichert noch dazu CO2. Nährstoffe, die in Form von Laub, Holz und Mahdgut dem Boden entzogen und meist „entsorgt“ werden, müssen ihm, wie in einem natürlichen Kreislauf, in Form einer Mulchdecke, bestehend aus Stallmist, Grünschnitt, Stroh oder Holzschnitzel, wieder zugeführt werden. Dann kann z.B. ein Apfelbaum ein Alter von über 200 Jahren und einen Stammumfang von sechs Metern erreichen.
Auch die Standortwahl spielt bei neu anzulegenden Streuobstwiesen in Zukunft eine zunehmend wichtigere Rolle. So sollten trockene Standorte oder ungünstige Bodenverhältnisse gemieden werden. Bei Neu- oder Nachpflanzungen sollten standortgerechte, robuste und krankheitsresistente Sorten gepflanzt, fachgerecht gepflegt und geschnitten werden.
Wenn all diese Empfehlungen berücksichtig werden, haben Streuobstwiesen mit ihrer Flora und Fauna und dem leckeren, gesunden und pestizidfreien Obst die besten Chancen, die Herausforderungen des Klimawandels gut zu meistern.
HIER finden Sie die Fachvorträge unserer Streuobstwiesenkonferenzen in St. Marienthal, Ostritz zum Download.