Am Sonntag, 25. Juni 2023 folgten sieben Spezialisten für Tierarten und rund 40 interessierte Teilnehmer der Einladung des Internationalen Begegnungszentrums St. Marienthal auf die Streuobstwiese der Oberlausitz-Stiftung in Ostritz, Ortsteil Leuba.
Bei bestem Wetter wurde fleißig in der Laubstreu gewühlt, Totholz umgedreht, im Boden gegraben und Holz abgeklopft oder abgekehrt. Mit Freudenrufen und großem Erstaunen wurden allerhand Spinnen, Käfer, Tausendfüßer und andere, teils exotisch wirkende kleine Tiere in Gläsern gefangen und zu den Artenkennern gebracht. Kurios klingende Namen wie z. B. Roesels Beißschrecke oder Apfelblütenstecher wurden notiert und es wurde etwas zu deren Lebensweise erklärt. Auch eine Rohrweihe zog über der Streuobstwiese ihre Kreise und die giftigste aber meist friedliche Spinne Europas, der Ammen-Dornfinger, wurde gesichtet. So konnten innerhalb weniger Stunden mehr als 80 Arten ausfindig gemacht werden, wovon mindestens 25 Arten erstmals auf der Wiese nachgewiesen wurden. Einige der gefundenen Exemplare bedürfen noch einer eingehenden mikroskopischen Untersuchung.

Mit fast 1.000 verschiedenen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, darunter auch mehr als 60 gefährdeten Arten, gehört die Streuobstwiese in Leuba inzwischen zu den am besten erforschten Streuobstwiesen in Sachsen. Möglich wurde dies durch die Unterstützung von Mitgliedern der BUND Ortsgruppe Görlitz und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz sowie durch die Hilfe zahlreicher Artenexperten.
Generell zählen Streuobstwiesen zu den artenreichsten Biotopen ganz Mitteleuropas. Sie sind so etwas wie ein „Hotspot der Biodiversität“ und eine „Arche Noah“ in der heutigen, von Siedlungen und der konventionellen Forst- und Landwirtschaft geprägten Landschaft.
Wie viele Tiere und Pflanzen tatsächlich auf Streuobstwiesen vorkommen, ist nicht genau bekannt. In Sachsen-Anhalt konnten immerhin ca. 3.500 Arten auf mehreren Wiesen nachgewiesen werden. Für Sachsen fehlen solch umfangreiche Untersuchungen bisher. Die sich für den Erhalt von Streuobstsorten engagierende Oberlausitz-Stiftung verfolgt daher seit 2018 das Ziel einer umfassenden Bestandsaufnahme der Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.